Von Berlin nach Danzig - sandige Strände, sandige Wege

Von Berlin aus weiter nach Norden, bis es nass wird…

Nach einer ausgiebigen Pause von fast zwei Wochen in Kleinmachnow war es höchste Zeit, wieder weiter zu ziehen! Von Berlin aus folgten wir dem Radweg Berlin-Usedom bis zur Blumberger Mühle bei Angermünde - eine sehr schöne Strecke, die wir vor zwei Jahren schon einmal in die entgegengesetzte Richtung gefahren waren. In Spechthausen bei Eberswalde statteten wir Oscar, einem begeisterten Reiseradler, der schon zweimal Asien durchquert hat (www.theborealspirit.de), einen Besuch ab. Oscar und ich waren vor sieben Jahren gemeinsam in Island auf der Ringstraße unterwegs, entsprechend groß war die Freude, ihn mal wieder getroffen zu haben! Nach Angermünde ging es durch das schöne Untere Odertal (wirklich sehr guter Radweg bis Gartz) zur polnischen Grenze, von wo es nicht mehr weit nach Stettin war. Dort verbrachten wir einen “Ruhetag” in der Stadt. Nach dem Besuch im kleinen, aber feinen Nationalmuseum war der Ausblick auf den Hafen sehr motivierend, denn Überseehäfen lösen irgendwie immer eine Art von Aufbruchsstimmung in uns aus - normalerweise eher ein Grund für Fernweh, jedoch sehr anspornend, wenn man sich eh schon gerade auf “Weltreise” befindet. Von Stettin aus waren es noch gute 100 Kilometer bis zur Ostseeküste der Insel Wollin. Im Netz fanden wir eine lokale Radroute bis dorthin, welche allerdings offenbar nicht mehr gepflegt wird, weshalb sie zwischen Komarowo und Stepnica unbefahrbar wurde und wir auf Landstraßen auswichen. Am Stettiner Haff wurde jedoch ein sehr schöner Weg am Ostufer angelegt, von welchem wir einige Tiere beobachten konnten.

An der polnischen Ostseeküste entlang nach Osten

Nachdem es auf Wollin noch kreuz und quer über die Insel ging, führte die Ostseeradroute dann sehr schön küstennah weiter. Dies hat uns natürlich dazu eingeladen, die Mittagspausen immer direkt am Strand zu verbringen. Nur zum Baden war das Wasser (für uns) leider einfach noch zu beißend kalt - echte Folter, wenn man den ganzen Tag immer wieder endlose Sandstrände mit klarem Wasser sieht… Da der Sommer noch nicht begonnen hat, waren die Dörfer und Städtchen entlang der Küste zu großen Teilen vollkommen ausgestorben, da sie offenbar fast ausschließlich von der Sommersaison leben. Mit etwas Suchen findet man aber immer eine günstige Unterkunft und etwas zu essen (aufgrund der tiefen Nachttemperaturen haben wir bislang unser Zelt noch nicht angerührt, da bislang noch keine Not bestand). Die Landschaft bot eine Abwechslung von schönen Küstenwäldern, Feldern und Wiesen. Weißstörche sind hier fast omnipräsent, viele Dörfer haben bewohnte Storchennester. Einmal kamen wir in ein Dorf und ein Storch stand am Straßenrand wie sonst Hunde oder Katzen… Östlich der Küstenstadt Ustka verschlechterten sich die Wegbedingungen leider sehr. Die EuroVelo-Route 10/13 ist ab hier bis Danzig (noch) nicht vollständig entwickelt, weshalb die im Netz verfügbaren GPS-Tracks oft über den alten “R10”-Radweg laufen. Dieser hat jedoch seine besten Jahre längst hinter sich und wurde leider zu weiten Teilen dem Zerfall und der Natur überlassen. Zwischen Ustka und Osetnik (östlich von Leba) müssen wir leider von der R10-Route abraten, falls man nicht mit unbeladenen Mountainbikes unterwegs ist. Die Wege sind oft sandig oder verschlammt (oder im Abstand von wenigen Metern auch beides), manchmal ist noch etwas Straße im Schlagloch. Einmal kam uns eine Frau in einem alten Opel Astra recht zügig auf einer Feld- und Waldpiste entgegen. So etwas beruhigt. Man denkt, dass es schon nicht so schlimm werden kann, wenn der olle Astra das auch schafft - nur um wenig später festzustellen, dass es einzig allein an den todesverachtenden Fahrkünsten der Frau gelegen haben muss, dass der “Geländeastra” durch Schlammlöcher hindurch und über ellentiefe Gräben fliegen konnte… Ab Osetnik wurden die Wege zum Glück wieder deutlich besser. Hier wird augenscheinlich der Ausbau der Radroute voran getrieben, teilweise ist die EuroVelo-Route fertig angelegt oder auch der R10 in besserem Zustand, aber dies variiert mitunter noch sehr nach Gemeindegebiet.

Danzig - was für eine beeindruckende Altstadt!

Von Danzig wussten wir, dass es eine schöne Altstadt mit Hafen- und Speichergebäuden aus der Hansezeit haben soll. Doch was wir dann beim Hineinfahren in die Altstadt sahen, war dann noch einmal viel mehr! Wirklich durchweg beeindruckend! Liebevoll nach dem Zweiten Weltkrieg restaurierte Fassaden der Wohnhäuser bürgerlicher Kaufleute wohin das Auge reicht. Speicher, die nun als Museen oder Hotels genutzt werden. Auch das Bahnhofsgebäude ist sehenswert. Neben einer Bootsfahrt durch den Hafen zur geschichtsträchtigen Westerplatte besuchten wir noch einige Ausstellungen - Danzig ist definitiv eine Reise wert, egal ob mit oder ohne Fahrrad!

Einiges zur Ostseeküstenradroute in Polen

An der polnischen Ostseeküste sollen gemäß den Planungen des EuroVelo-Programms einmal durchgängig die EuroVelo 10 (Baltic Sea Cycle Route) und 13 (Iron Curtain Trail) verlaufen. Von der Insel Wollin bis Ustka in der Wowoidschaft Pommern ist dies auch schon umgesetzt. Die Route ist hier fast durchgängig gut beschildert und die Wege sind fast immer sehr gut befahrbar und küstennah. Waldwege, die etwas unwegsamer sind, dauern nie lang an. Unabhängig davon empfehlen wir, sich bei der Navigation nicht ausschließlich auf die Beschilderung vor Ort zu verlassen, da an einigen Abzweigungen die Wegweisung fehlen kann.

Zwischen Ustka und Osetnik östlich von Leba wartet leider eine etwa 90 km lange Hindernisbahn auf Radreisende. Die im Netz verfügbaren Tracks folgen hier (unserer Kenntnis nach) oft der “historischen” (weil augenscheinlich nicht mehr gepflegten) R10-Route. Zwischen Ustka und Rowy sind die Feld- und Forstwege oft schlammig oder sandig oder beides hintereinander. Da freut sich das Material. Zwischen Rowno und Glowczyce warten ellentiefe Schlaglöcher und Schlammpfützen im Waldweg. Zwischen Gac und Leba geht es über lockeren Sand und zwischen Leba und Osetnik hat man den R10 offenbar vollkommen aufgegeben und abertausenden Baumwurzeln und Wanderdünen überlassen. Da freut sich das Material noch viel mehr. Ab Osetnik bis Danzig liegen wieder deutlich bessere Radrouten vor (gute Wald- und Feldwege, feste Schotterpisten, Plattenwege, in Ballungsräumen sogar asphaltierte Radwege). Bis Bialogora ist die EuroVelo fertig, ab dann kann man bis Puck über Wladyslawowo dem hier besser bis sehr gut fahrbaren R10 folgen. Von Puck bis Danzig ist die Fertigstellung der EuroVelo 10/13 schon weit fortgeschritten, lediglich im Raum Gdynia fehlt größtenteils noch die Wegweisung.

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Von Danzig in die Karpaten - unterwegs auf der “Green Velo”

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Von Prag nach Berlin - Premiumradwege und Elblandschaften